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Verlasspferd – das macht den Unterschied!

Veröffentlicht am 11. November 2022

Lesezeit Minuten

Ein Verlasspferd ist dein Traum? Dann geht es dir wie den meisten Reitern. Ein Pferd, auf das wir uns zu 100% verlassen können, das immer für uns da ist, unerschrocken auch neue Situationen meistert und unsere Freunde oder Familie auch mal souverän bei ihren ersten Reitversuchen begleitet. So stellen wir uns unser Traumpferd vor. Doch die meisten Pferde haben ihre Ecken und Kanten (die wir natürlich auch lieben) und Verlasspferde wachsen nicht auf Bäumen. Trotzdem sind sie immer wieder zu finden. Hier zeigen wir dir alles, was Du über den Traum Verlasspferd wissen musst.

 

Was ist ein Verlasspferd eigentlich?

Ein Verlasspferd geht mit seinem Menschen durch dick und dünn. Es ist stets loyal und sein Reiter kann sich in jeder Situation auf es verlassen. Verlasspferde sind also ideal für Anfänger und ängstliche Reiter. In der Reitschule werden Verlasspferde daher als Anfängerpferde eingesetzt.

Es ist routiniert im Umgang mit allen Arten von Menschen, nervenstark, kennt die Alltagsabläufe im Stall auswendig und ruht in sich selbst. Einem Verlasspferd merkt man seine Souveränität oft schon auf den ersten Blick an und man fühlt sich automatisch sicher mit ihm. Es ist ruhig, sanft und selbstbewusst. Auch mit Kindern geht es vorsichtig und sicher um. Sein Verhalten bei Schmied- oder Tierarztbesuchen, im Verkehr und beim Verladen ist tadellos. Es steht beim Putzen und Auf- und Absitzen still, es zeigt kaum unvorhersehbares Verhalten und lässt sich nicht so schnell erschrecken.

Grundsätzlich kann jedes Pferd zum Verlasspferd werden, egal ob Pony oder Grosspferd. Es muss seinem Reiter vertrauen und auch sich selbst in vielen Situationen als sicher und selbstbewusst wahrnehmen können. Denn eigentlich ist ein Pferd ein Fluchttier und solch ein ausgeglichenes Verhalten liegt nicht in seiner Natur.

Was zeichnet ein natürliches Fluchtverhalten beim Pferd aus?

Wie schon erwähnt, ist ein Pferd ein Fluchttier. Da es nicht wirklich kämpfen kann, zeigt es bei Gefahr das typische Fluchtverhalten. Sei es ein lautes Geräusch, eine unbekannte Situation oder ein gruseliger Schatten: Von Natur aus würde ein Pferd in solch einer Situation erschrecken und die Flucht ergreifen. Weglaufen oder Wegspringen ist also das Mittel der Wahl. Das Gegenteil von dem Fluchttier wäre übrigens ein Raubtier. An sich ist das Fluchtverhalten des Pferdes also etwas Positives. Es sichert in der Natur sein Überleben. Deswegen ist es allen Pferden angeboren, egal, wo sie aufwachsen.

Wie genau das Fluchtverhalten aussieht, unterscheidet sich je nach Herkunft der Pferderassen. Nordische Pferderassen gelten zum Beispiel als besonders ausgeglichen. Das liegt allerdings daran, dass sie aus bergigen, rauen Gegenden kommen, in denen eine schnelle Flucht anstrengend und gefährlich wäre. Deswegen handeln sie bedachter und vorausschauender und zeigen Gefahr bereits aus der Ferne an, indem sie stehenbleiben. Pferde aus bewaldeten Ursprungsgebieten schieben meist rückwärts und imitieren so das Verstecken zurück im Wald. Südliche Pferderassen flüchten schnell und spontan, da das in der offenen Steppe die beste Strategie ist.

Im Stall-Alltag ist das Pferd jedoch meist sicher und bewirkt mit diesem Verhalten mehr Gefahr für sich selbst und den Reiter, als wirklich Schutz für sich. Deswegen ist ein Verlasspferd das Ziel vieler Reiter.

Zusätzlich zum Fluchtverhalten sind Pferde Herdentiere. Mit anderen Pferden fühlen sie sich sicherer und trauen sich mehr, als sie alleine tun würden. Dieses Herdenverhalten ist bei einer guten Beziehung zwischen Mensch und Pferd im Prinzip auch so. Das Pferd fühlt sich im Idealfall mit dir zusammen sicherer als alleine und kann so zum Verlasspferd werden.

Auch ein Verlasspferd kann Fluchtverhalten zeigen

Haben Verlasspferde nun gar kein Fluchtverhalten mehr? Nein, denn das ist eben angeboren. Jedoch sind sie so trainiert, dass sie dieses Verhalten kaum zeigen. Das kannst Du mit dem Leben in der Herde vergleichen. Solange das Leitpferd nicht zur Flucht aufruft, wird auch ein ängstliches Pferd in der Herde stehenbleiben und nicht weglaufen. Vertraut dir dein Pferd also und Du bleibst in einer Situation ruhig, wird es normalerweise auch nicht gleich wegspringen. Sein Urinstinkt kommt dann bei gefühlter Gefahr also nicht mehr zum Tragen. Dein Pferd muss dich dazu allerdings als Leittier oder ranghöheres Herdenmitglied ansehen. Ein Verlasspferd ist so routiniert in seiner Arbeit, dass es diesen Urinstinkt also weitgehend „ausschaltet“.

Doch Achtung: Im Zweifelsfall wird auch das verlässlichste Pferd auf sein Fluchtverhalten zurückgreifen. Das solltest Du auch bei einem Verlasspferd immer bedenken.

Wie wird ein Pferd zum Verlasspferd?

Ist das verlässliche Verhalten angeboren oder Erziehungssache? Beides! Wie wir Menschen auch, sind manche Pferde einfach von Geburt an etwas ruhiger, entspannter und robuster. Andere sind schreckhafter und lieben das Drama 😉 Das ist also ganz normal. Doch auch aus einem unruhigen Pferd kann mit viel Beschäftigung und Training ein Verlasspferd werden. Umgekehrt kann auch ein nervenstarkes Pferd zum Problempferd werden, wenn Du dich gar nicht mit ihm beschäftigst oder die Erziehung schief geht.

Bodenarbeit, viel Training und ein klares Verhältnis zwischen Mensch und Pferd sind wichtige Voraussetzungen, um ein Verlasspferd auszubilden. Bei der Bodenarbeit lernt das Pferd, uns seine Aufmerksamkeit zu schenken und auf uns zu hören. So lernt es mit der Zeit, uns zu vertrauen und unserer Einschätzung einer Situation zu folgen. Wie in der Herde auch. Dafür braucht es allerdings ein konsequentes Verhalten deinerseits. Handelst Du mal so, mal so, verwirrt das dein Pferd und es wird dich nicht also souverän wahrnehmen. Dann vertraut es automatisch lieber seiner eigenen Gefahrenbeurteilung.

Sind die Rollen also klar verteilt, wartet dein Pferd auf deine Entscheidung, bevor es wegläuft. Bist Du immer derjenige, der Gefahr ausmacht oder eine Situation für okay befindet, muss dein Pferd nur noch abwarten, wie Du entscheidest. Es vertraut dir und wird so zum Verlasspferd.

Gezieltes Schrecktraining ist ebenfalls sehr wichtig. Übe mit raschelnden Tüten, Musik, was auch immer dir einfällt. Je sicherer Du sich fühlst, desto sicherer wird sich auch dein Pferd fühlen. Du solltest neben dem Training mit deinem Pferd also auch an dir selbst arbeiten und dein eigenes Verhalten immer wieder reflektieren. So steht einem Verlasspferd nichts mehr im Wege!

Verlasspferde und Sicherheit

Verlasspferde sind nicht nur bei Anfängern und Kindern beliebt. Fast jeder Reiter will eines. Der Umgang mit ihnen ist einfach, unkompliziert und macht Spass, sie legen keine Unarten an den Tag und man kann das Training mit ihnen einfach so richtig geniessen. Zusätzlich sorgen Verlasspferde für mehr Sicherheit aller Beteiligten.

Geht ein Pferd bei Gefahr immer durch oder tritt aus, kann es nicht nur dich und andere Menschen verletzten, sondern auch sich selbst. Besonders im Strassenverkehr oder im unwegsamen Gelände ist ein Verlasspferd also sehr wichtig. Ansonsten könnte es mit seinem Fluchtverhalten zum Beispiel Unfälle erzeugen, dich stürzen lassen oder in einem Loch umknicken und sich ernsthaft verletzen.

Besonders beim Aspekt Sicherheit möchten wir dich trotzdem nochmal daran erinnern, dass auch ein Verlasspferd immer noch ein Fluchttier ist. Es kann also auch Durchgehen. Reite deswegen auch bei dem verlässlichsten Pferd niemals ohne Helm und halte dich an die Grundregeln im Umgang mit Pferden.

Hast Du ein Verlasspferd?

Ist dein Pferd ein Verlasspferd? Dafür gibt es keine exakt festgelegten Kriterien. Hast Du allerdings das Gefühl, dass Du dich immer auf dein Pferd verlassen kannst und kannst sein Verhalten die meiste Zeit genau vorhersagen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du ein Verlasspferd hast.

Bestimmte Pferderassen eigenen sich von Natur aus für Anfänger oder Kinder. Sie sind dazu veranlagt, robust, nervenstark und verlässlich zu sein. Das macht die Erziehung hin zu einem Verlasspferd einfacher. Mit der richtigen Haltung, Fütterung und festen Bezugspersonen kannst Du ebenfalls dafür sorgen, dass dein Pferd sich stets sicher fühlen kann.

Du suchst nach einem Verlasspferd? Dann schau dich doch mal in unseren Inseraten um. Hier suchen alle Arten von Pferden nach einer tollen Reitbeteiligung wie dir. Durch die Vielfalt ist für jeden etwas dabei – vom Verlasspferd, über das Turnierpferd bis hin zur Spazier- und Pflegebeteiligung.

4.7/5 aus 135 Bewertungen
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Sarah von HorseDeal

Sarah Rodemer ist absoluter Pferdefan. Sie recherchiert die neuesten Pferdetrends und schreibt für HorseDeal, um dich über alles aus der Welt der Pferde auf dem Laufenden zu halten.