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Richtiges Anweiden im Frühjahr – So gewöhnt sich dein Pferd sicher an frisches Gras
Veröffentlicht am 1. April 2025
Lesezeit Minuten
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Veröffentlicht am 1. April 2025
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Der Frühling ist eine wunderbare Zeit für dich als Pferdebesitzer:in: Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und die Weideflächen erstrahlen in sattem Grün. Doch gerade jetzt ist Vorsicht geboten! Nach einer langen Winterperiode, in der Pferde überwiegend mit Heu gefüttert wurden, muss der Übergang zum Weidegras sorgfältig gestaltet werden. Ein zu schneller Wechsel kann zu gesundheitlichen Problemen führen. In diesem Beitrag erfährst Du, warum das Anweiden so wichtig ist und wie Du es optimal umsetzt.
Frisches Gras enthält eine hohe Menge an Fruktan, einem wasserlöslichen Kohlenhydrat, das bei zu hoher Aufnahme Verdauungsprobleme, Hufrehe oder Koliken verursachen kann. Während der Wintermonate hat sich die Darmflora deines Pferdes an rohfaserreiches Futter wie Heu ange-passt. Ein plötzlicher Wechsel zu energiereichem Frühlingsgras überfordert das Verdauungssys-tem. Durch ein schrittweises Anweiden kann sich der Organismus langsam an die neuen Nähr-stoffquellen gewöhnen.
Ein hoher Fruktangehalt im Gras kann insbesondere für stoffwechselerkrankte Pferde problematisch sein. Wenn Pferde grosse Mengen Fruktan aufnehmen, kann dies zu einer Übersäuerung des Darms führen, was wiederum die Darmflora destabilisiert. In der Folge können Giftstoffe freigesetzt werden, die Hufrehe auslösen können. Um dies zu verhindern, solltest Du auf eine kontrollierte Weidezeit achten und dein Pferd nicht bei ungünstigen Wetterbedingungen auf die Weide lassen.
Damit dein Pferd sicher in die Weidesaison startet, solltest Du einige grundlegende Regeln beachten:
Beginne mit kurzen Weidezeiten von etwa 5 – 10 Minuten pro Tag und erhöhe diese schrittweise über zwei bis vier Wochen. So kann sich die Darmflora an das energiereiche Gras anpassen. Eine Faustregel: Erhöhe die Zeit zu Beginn in 5 – 10 Minuten-Schritten alle zwei bis drei Tage, im späteren Verlauf in 10 – 15-Minuten-Schritten alle zwei bis drei Tage. Nach etwa 2 Wochen gelangt man auf eine ungefähre Weidezeit von 30 Minuten pro Tag. Um die Verdauung zusätzlich zu entlasten, kann man eine weitere Erhöhung der Zeitspanne auf zweimal täglich aufteilen.
Du solltest deinem Pferd vor dem Weidegang ausreichend Heu füttern. Das verhindert, dass es sich gierig auf das frische Gras stürzt und zu grosse Mengen in kurzer Zeit aufnimmt. Eine strukturreiche Heuration hilft zudem, die Verdauung zu stabilisieren. Idealerweise sollte dein Pferd bereits vor dem Weidegang mind. 15 Minuten Zeit haben, Heu zu fressen, bevor es auf die Weide kommt.
Die Fruktan-Konzentration im Gras variiert unter anderem je nach Tageszeit und Wetterlage. Besonders morgens nach kalten Nächten und an sonnigen Tagen ist der Fruktangehalt hoch. In der Regel ist das Weiden am sichersten, wenn es bewölkt ist, da das Gras dann durch die geringere Sonneneinstrahlung weniger Zucker bildet und entsprechend auch weniger Fruktan einlagert. Achte darauf, dein Pferd nicht bei plötzlichen Kälteeinbrüchen oder nach Frostnächten auf frische Weiden zu lassen, da hier die Fruktan-Werte besonders hoch sind. Bei nächtlichen Temperaturen von > 8°C und sonnigem Wetter sind morgens niedrigere Fruktan-Werte zu erwarten als nachmittags.
Regelmässige Bewegung hilft deinem Pferd, den Stoffwechsel in Schwung zu bringen und die Verdauung zu stabilisieren. Auch an Tagen ohne Weidegang solltest Du dein Pferd aus-reichend bewegen, z. B. durch Ausritte, Training in der Halle / auf dem Platz, Bodenarbeit oder Freilauf auf einem Sandpaddock.
Um die Darmflora deines Pferdes stabil zu halten, können unterstützende Futtermittel eingesetzt werden. Besonders gut eignen sich:
Nicht jedes Pferd verträgt die Umstellung gleich gut. Besonders Ponys, leichtfuttrige Rassen oder Pferde mit Stoffwechselproblemen (z. B. EMS oder Cushing) benötigen besondere Aufmerksamkeit. Hier kann es für dich sinnvoll sein, die Weidezeit stark zu begrenzen oder allenfalls eine Fressbremse einzusetzen. Pferde mit gesundheitlichen Vorbelastungen sollten idealerweise in Absprache mit einem Tierarzt oder einem Fütterungsexperten ange-weidet werden, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Trotz aller Vorsichtsmassnahmen kann es zu Problemen kommen. Achte daher auf folgende Anzeichen:
Sollte dein Pferd eines dieser Symptome zeigen, ist ein sofortiger Kontakt mit dem Tierarzt erforderlich.
Kontrolliere die Hufe deines Pferdes regelmässig, um Hufrehe-Anzeichen frühzeitig zu erkennen.
Richtiges Anweiden ist essenziell, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden und deinem Pferd eine reibungslose Umstellung auf die Weidesaison zu ermöglichen. Mit einer langsamen Gewöhnung, regelmässiger Bewegung und einer durchdachten Fütterung legst Du den Grundstein für einen gesunden Start in den Frühling. Ein durchdachter Plan sorgt nicht nur für das Wohlbefinden deines Pferdes, sondern gibt dir auch die Sicherheit, entspannt in die Weidezeit zu starten.
HYPONA. (o. J.). Richtiges Anweiden im Frühjahr. https://www.hypona.ch/de/fachartikel/richtiges-anweiden-im-fruehjahr (abgerufen am 12. März 2025).